Das vestibuläre System

Die Sturzangst und die Frage wo bin ich? Oder „The key to life is balance“

Funktioniert das vestibuläre System nicht optimal, sind nicht nur Gleichgewichtsdefizite, sondern auch Schwindel, Konzentrationsschwächen, Kopfschmerzen, leichte Depressionen oder Haltungsschäden oft die Folge.

Den Kindern ist es meist egal. Sie stürzen gerne und oft und trainieren dabei jeweils unbemerkt, wie sie das nächste Mal bei der gleichen Übung nicht mehr umfallen.

Je älter wir werden, desto grösser wird die Sturzangst. Evolutionär sicher sinnvoll. Wer auf der Flucht stürzt, wird eine leichte Beute und wer auf der Jagd stürzt wahrscheinlich kein erfolgreicher Beutejäger.

Auch wenn wir heute meist nicht jagen oder flüchten müssen um zu überleben, ist ein ausgeprägter Gleichgewichtssinn immer noch von immenser Bedeutung für ein gesundes Leben und eine erfolgreiche sportliche Karriere.

Das Hauptorgan für das Gleichgewicht liegt im Innenohr. Doch welche Aufgabe hat es, wie wird es aktiviert und welche Informationen liefert es unserem Gehirn?

Vereinfacht dargestellt erzählt das Innenohr unserem Gehirn in welcher Lage befinde ich mich zum Raum und wie schnell bewege ich mich, in welche Richtung. Zudem kontrolliert das Innenohr reflexartig die Augenbewegungen um dem Hirn zu ermöglichen auch bei Körper- oder Kopfbewegungen scharfe Bilder zu erhalten. 

Das Innenohr besteht aus verschiedenen Rezeptoren für horizontale, vertikale und diagonale Bewegungen des Körpers und des Kopfes. Aktiviert werden jeweils diese, welche genutzt und gebraucht werden. 

Wer sich nie oder nur selten rückwärts bewegt, wird beim Rückwärtsreisen im Zug oder beim Rückwärtslaufen keinen guten Input aus dem Innenohr erhalten. Da das Hirn diesen aber braucht um sicher zu sein, nicht zu fallen, wird es mit grösster Wahrscheinlichkeit zwei Reaktionen auslösen:

  1. Ein Stopsignal: Schwindel, Übelkeit, Schmerzen
  2. Die Muskelspannung erhöhen um im Falle eines Sturzes den Körper zu schützen.

Ein gezieltes Training von Kopf- und Körperbewegungen in alle Richtungen kombiniert mit visuellen Zielen trainiert ihr vestibuläres System, vermindert die Sturzangst und befreit sie somit von Schmerzen und unnötigen Muskelverhärtungen.

Anmerkung für Lehrer und Eltern: Denken sie daran: wenn ein Kind nicht gerne ruhig auf dem Stuhl sitzt, lieber schaukelt oder herumspringt, aktiviert es wahrscheinlich gerade unterbewusst und ganz natürlich sein unteraktiviertes vestibuläres System. Wenn immer möglich lassen Sie es weitermachen. 

Eine tägliche Turnstunde, in der dann auch wirklich geturnt wird, ist eine der besten Möglichkeiten um das vestibuläre System auszubilden und zu erhalten und daher nicht nur für Kinder empfehlenswert.

Als neurozentrierte Trainer analysieren wird ihre individuellen Gleichgewichts- Fähigkeiten und stellen durch ein gezieltes Übungsprogramm die Balance ihres Gleichgewichtssystems wieder her.